1530 – 1553

Gustav Hestermann (1919): Die Regierungszeit des Bischofs Franz II. Grafen von Waldeck, führt uns mitten in die tollen Wirren des 16. Jahrhunderts. Der Kölner Domherr Franz von Waldeck wurde 1529/1530 vom Domkapitel erwählt. Seine Residenz Petershagen konnte er aber erst im Jahre 1535 beziehen, da ihm der Besitz des Schlosses bis dahin durch Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vorenthalten wurde. Franz II. war einer der merkwürdigsten Zeitgenossen. Sein Leben ist so recht ein Spiegelbild der damaligen Zeit. Das Schloß Petershagen verdankte ihm einen gründlichen Umbau seiner Häuser und seiner Befestigungsanlagen, die sich in der Hildesheimer Fehde 1519 als zu wenig widerstandsfähig erwiesen hatten. Hier hielt er einen üppigen Hof. Von ihm sagt Schröder in seiner Chronik Mindens: „Bis 1535 war Franz II. Anhänger der alten Kirche, von da an aber war er mehr der Evangelischen zugetan. Äußerlich gebärdete er sich seit 1547 als Katholik, um seine Stellung als Bischof zu wahren. Sein Privatleben hatte viele Schattenseiten. Abgesehen von der Völlerei, welche an seinem Hofe herrschte, war er ganz seiner Maitresse, einer Wäscherin Anna Polmann, ergeben, mit der er eine zahlreiche Nachkommenschaft erzeugte. Von ihm sagt ein Chronist: Unser Franz, während er liebt, während er ein Trinkgelage, um Hunde, um Pferde sich kümmert, kümmert er sich nicht um seine Regierung, setzt Elende und seine Anna ans Ruder und – ganz dem Weibe hingegeben – sieht er vieles nicht, was er hätte sehen müssen, gerät in Not, nachdem er alles vergeudet, versetzt ganze Ämter, Vogteien, Zölle, Güter, Einkünfte, Mühlen, ja ganze Schlösser und lebt dennoch , wenn auch nicht kümmerlich doch nicht glänzend, seinem Stande gemäß, arm an Geld und arm an Ehre.“ (Hestermann, Gustav: Die Stadt an der Weser. 2006)

Hestermann JBP 05

Franz der II. von Waldeck (um 1492-1553),
Bischof von Münster, Osnabrück und Minden,
in Rüstung und Pontifikalkleidung.
Nach einer Federzeichnung von Georg Berger (1607)