Der am 3. März 1793 in Petershagen geborene Johann Karl Ludwig Gieseler wurde 1819 aufgrund seiner Studien zur Literarkritik des Neuen Testaments (1818) an die Universität Bonn berufen. In der Neutestamentlichen Forschungsgeschichte war es das Verdienst Gieselers, die zuvor von Herder postulierte Traditionshypothese ausgearbeitet zu haben, mit deren Hilfe er die literarischen Abhängigkeiten der Synoptiker deutete. Eine Kurzbiographie blieb in einem Schulprogramm des Gymnasiums Kleve erhalten: „Gieseler, Johann Karl Ludwig. Geboren am 3. März 1793 in Petershagen bei Minden, wo sein Vater Prediger war. Er wurde in der lateinischen Schule des Waisenhauses in Halle gebildet und besuchte dann die dortige Universität. Nach Vollendung seiner Studien zum Lehrer an jene Waisenhausschule befördert, folgte er im Oktober 1813 dem Rufe zu den Waffen als freiwilliger Jäger und stand als solcher in Magedburg. Nach dem Frieden 1815 trat er in sein Lehramt zurück, erwarb sich zwei Jahre später den philosophischen Doktorgrad und wurde noch in demselben Jahre Konrektor am Gymnasium zu Minden. Im Jahre 1818 folgte er einem Rufe als Direktor des Gymnasium in Cleve und um Michaelis 1819 dem als ordentlicher Professor der Theologie an die neu errichtete Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, nachdem er von dort schon am 3. April die theologische Doktorwürde erhalten hatte. Diesen schnellen Erfolg verdankte er seinem im Jahre 1818 erschienenen „Historisch-kritischen Versuch über die Entstehung und die frühsten Schicksale der schriftlichen Evangelien“. (Jacobsen 2015)