Wer im Jahre 1909 von Minden nach Uchte fahren wollte, mußte für die 30 Kilometer einfach III. Klasse 1,25 Mark bezahlen, für die Rückfahrkarte 1,85 M. Dies war der günstigste Tarif für einen Einzelfahrschein. 1 km III. Klasse zum Beispiel zwischen Petershagen und Bad Hopfenberg kostete 1 Groschen; eine Fahrradkarte einheitlich 20 Pfg. Billiger fuhr man mit der sogenannten „Dauerfahrkarte“ von 25 einfachen Fahrten bei 20% Ermäßigung. Sie galt entweder für eine bestimmte Einzelperson oder aber innerhalb einer ganzen Familie (Diese uralte Idee einer „Familienkarte“ wird übrigens ein dreiviertel Jahrhundert später, gegen Mitte der achtziger Jahre, als Anreiz für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in einigen bundesdeutschen Städten im Versuch angeboten, als ob es etwas gänzlich Neues wäre).

Heute wie damals fuhren auch Schüler und Auszubildende zu verbilligten Tarifen, einschließlich zu Schulfahrten, wie die Liste der Beförderungspreise verrät: „Den Zöglingen der Präparanden-Anstalt und des Seminars zu Petershagen werden bei geschlossenen Ferienfahrten Preisermäßigungen … bewilligt.“

Die Frachtsätze für Tiere sind nach Stück bzw. Wagenladungen und Entfernungen gestaffelt. Wer nach dem Tarif vom 1. Januar 1909 ein Dutzend Schweine, Kälber, Schafe, Ziegen oder Hunde quer durch das Kreisgebiet über 60 Kilometer schickt, bezahlt dafür 15,60 Mark. Ein einzelnes Pferd kostet 13 M. Eine ganze Wagenladung macht’s preiswerter. Zum Vergleich einmal: der durchschnittliche Verdienst von Arbeitnehmern beträgt 1910 monatlich 82 Mark. (Schütte, Die Mindener Kreisbahnen, 1990)