18. November 1885

Seminardirektor Feige weihte am 18. November 1885 das neue Gebäude des Königlich-Preußischen Lehrerseminars Petershagen ein. In seiner Eröffnungsrede führte er, indem er in der Schulaula auf die Büsten von Melanchthon, Luther, Franke und Pestalozzi verwies, aus: “Und dort Heinrich Pestalozzi, von dem soviel geredet ward in der Lehreranstalt, und dem wir soviel verdanken. Ich kann nicht alles sagen: Der Pestalozzi, der in Stanz war, der ist mir der liebste; der Pestalozzi, der in Stanz war, war nur der Mann, der seine ganze Schar von Waisen und verlassenen Kindern in einem Gebäude untergebracht, das ihm die Regierung dazu gegeben hatte, und der nun hier mit diesen Kindern lebte und diese Kinder erzog und sie unterrichtete ganz allein. Er schreibt selbst darüber an einen Freund, er habe diesen alles sein müssen: Vater und Mutter. (…) Das war ein Mann der Liebe, ein Lehrer der Liebe, dieser Heinrich Pestalozzi. Aus tiefem Herzen voll Liebe ist ja sein Gedanke entstanden, die gesunkene Menschheit wieder zu heben, durch Regeneration von innen heraus, durch den Unterricht, und diesen Gedanken hat er festgehalten trotz alles Hohnes, Spottes, trotz aller Verachtung, trotz alles Schadens, den er daran gehabt. Er hat die Arbeit seines Lebens darauf verwendet (…) Nun diese beiden, August Hermann Franke und Heinrich Pestalozzi, die stellen uns die Aufgabe: dahin wirkend, daß aus Eurem Seminar Lehrer hervorgehen, die ein Herz voll Liebe haben zu unserm Volke, die ein Herz voll Liebe haben zu den Kindern unseres Volkes und zu allermeist ein Herz voll Liebe haben zu den armen und elenden Kindern! (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Texttranskription von Verena Jacobsen 2015)