Petershagen in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519)
Die Belagerung der Festung Petershagen am 18. März 1519

Die erste größere Feuersbrunst, von der uns die Chroniken berichten, fällt in das Jahr 1519. Der damalige Bischof von Minden, Franz I., ein Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1508-1529), war mit dem Bischof von Hildesheim in eine heftige Fehde geraten, die unter dem Namen Hildesheimer Stiftsfehde bekannt ist. Die Feinde fielen mit großer Macht in das Stift Minden ein, „darin sie den armen Unterthanen mit Rauben und Plündern ziemlich wohl geplaget und gemartert, aber nicht gebrannt haben“. Sie wandten sich zunächst gegen den Petershagen, die Hauptfestung des Stifts. Ein Geistlicher, der sich an der Belagerung des Schlosses beteiligt hatte, schrieb darüber:

„De Petershagen ist ein gantz feste Borg van der Weser, Graften vndt hogen dicken Wällen, vnd dar waß vele Gudeß uppe, 29 Reisige mit Perden vndt Harnsche vndt vele von Adele, drei hundert vndt ein Gewapener Mannen tho Vote, vnd hadden dae uppe alleß, weß ohne van Nöden van Vitallien, Pulver, Bussen [Kanonen] vndt süsten, vndt mosten sodan Slot lickewol gefen dorch vnse grote Scheitent [Beschuss].“

Am Karfreitag begann die Belagerung der Festung. Doch verzögerte sich die Einnahme um einige Tage. Die eigentliche Beschießung der Burg, wohin die Einwohner von Petershagen mit ihrer Habe geflüchtet waren, nahm am Montagabend ihren Anfang und dauerte die ganze Nacht hindurch bis Dienstagmorgen 10 Uhr.

Als die Eingeschlossenen sahen, dass ihnen niemand zu Hilfe kam, ergaben sie sich gegen freien Abzug nach Minden. Man hatte gehofft, unter ihnen auch den Bischof und „den fürnehmsten von den Feinden, nämlich Burgharden von Saldern“ zu finden, beide hatten sich aber rechtzeitig aus dem Staub gemacht und waren nach Minden geflohen, nachdem Franz I. den Flecken unter der Burg mit eigener Hand angesteckt hatte, um die Feinde von der Belagerung abzuhalten. Im Schloss fand man eine gute Beute, da Bischof Franz das „verschienene Jahr Kauf- und Wandersmann, wie auch viele andere Leute arm gemacht und betrübt hatte“. (Daake 1909)

Früheste Abbildung der Stadt Petershagen auf der Chorographia der Hildesheimer Fehde von Johannes Krabbe (1591), Blick nach Süden. Drei Heerhaufen belagern das Schloss, der Herzog von Geldern im ersten, der Herzog von Lüneburg und der Bischof von Hildesheim im zweiten sowie der Graf von Holstein-Schaumburg im dritten. Die 1600 Soldaten führen modernste Kanonentechnik mit sich. Die Burgbelegschaft kapituliert nach achtzehnstündigem Beschuss. Quelle: Chorographia der Hildesheimer Fehde von Johannes Krabbe (1591). Auszug aus den Geobasisdaten des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, © 1918, In: Hestermann, Gustav: Die Stadt an der Weser, Petershagen 2006, Neuauflage 2020.