7. Dezember 2008 — 27. Januar 2009

Das Einzugsgebiet der Ösper
Warum Edelkrebse in der Ösper nicht mehr vorkommen.

Eine Ausstellung im Alten Amtsgericht informiert über Bach und Landschaft in Petershagen.

Die Ortsheimatpflege Petershagen setzt sich auch für den Naturschutz ein. Deshalb veranstaltet sie von Dezember bis Januar mit Unterstützung der Stadt Petershagen und der Kulturgemeinschaft Petershagen eine Ausstellung, die über den Wandel der Bachlandschaft, über die Belastung der Ösper, aber auch über neue Entwicklungsperspektiven für Fließgewässer informiert. Gezeigt werden außerdem alte Fotos von der Ösper, ihrer Umgebung sowie Zeitungsartikel aus den vergangenen Jahrzehnten, die sich mit dem Bach befassen.

Die Bachlandschaft in Petershagen und den anderen Anliegerorten der Ösper, dazu gehören Eldagsen, Maaslingen, Meßlingen, Friedewalde, Holzhausen und Nordhemmern, hat sich in den letzten 40 Jahren stark verändert. Mit Ausbau und Begradigung des kleinen Fließgewässers um 1970 verschwand der faszinierende Lebensraum Bach und die feuchte Niederung mit den artenreichen Wiesen. Der im 18. Jahrhundert geborene Petershäger Naturforscher Johann Friedrich Wilhelm Herbst, der Krebse und Krabben in ein Ordnungsschema brachte und zeichnete, wird die Ösper wohl gekannt und als Kind vielleicht die schmackhaften Edelkrebse gefangen haben. Er konnte nicht ahnen, dass seine Nachkommen den Lebensraum dieses Schalentieres zerstören werden. Denn nicht nur die Krebspest, sondern auch die Verschmutzung und Begradigung der Gewässer machten ihm das Leben schwer. Ebenso schwer haben es bis heute andere Bach- und Auenbewohner. Wo finden sie einen Platz zum Überleben, wenn überall die Landschaft ausgeräumt, trockengelegt ist und von breiten Straßen zerschnitten wird?

Neue Gesetze und Richtlinien geben nun Hoffnung, dass aus der Ösper wieder ein naturnaheres Gewässer wird. Für den größten Teil des Öspereinzugsgebiets gibt es einen Landschaftsplan. Was wohl noch nicht allgemein bekannt ist: Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat alle Fließgewässer in ganz Europa ab einer Einzugsgebietsgröße von 10 km² kartiert, einem Gewässertyp zugeordnet und ihre Belastungen ermittelt. Die Ösper gehört zum Sandgeprägten und Kiesgeprägten Tieflandbach. Die Kartierung belegt, dass das Gewässer zu 90 % mit einer Steinschüttung versehen ist und Gehölzbewuchs sowie Randstreifen fehlen. So wird es das kleine Fließgewässer schwer haben, bis 2015 das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, den „guten Zustand“, zu erreichen. Doch die Bürger vor Ort, die sich mit dem Bach auskennen, können zu den Entwürfen der Bewirtschaftungspläne, die bis zum 22. Dezember 2008 aufgestellt sein müssen, Anregungen und Kritik einbringen.

In der Ausstellung sind Karten zu sehen, die über Geologie und ursprüngliche Vegetation der Bachlandschaft Auskunft geben. Aufschlussreich sind die historischen Karten, denn sie zeigen, wie der Mensch in jedem Zeitalter seine Spuren in der Landschaft hinterlassen hat. Eine Besonderheit stellt ein Plan für eine erste Begradigung der Ösper dar. Er stammt aus dem Jahre 1911/12 und wurde in der Folgezeit dann auch umgesetzt. Für die letzten Jahrzehnte existieren zahlreiche Fotos, z.B. über die ehemalige Wassermühle oder den alten Ösperlauf in Petershagen. Einige Funde aus dem nun zugeschütteten Bett sind in einer Vitrine ausgestellt. Eine andere Vitrine zeigt Tiere der Bach- und Auenlandschaft aus der Biologiesammlung des Gymnasiums Petershagen. Ob diese sich bald wieder in der Ösper und Umgebung wohl fühlen werden? Herbst, der berühmte Sohn der Stadt, würde dies wohl begrüßen. Wer sich über die neue Gewässerpolitik unterrichten möchte, findet Informationen zum Thema Gewässertyp, Strukturgüte oder Gewässergüte.

Die Ausstellung „Das Einzugsgebiet der Ösper – Ökologische und historische Aspekte einer Bachlandschaft in Petershagen“ läuft vom 7.12.08 bis zum 27.01.09 im Alten Amtsgericht Petershagen und wurde von Wolfgang Battermann, Kornelia Fieselmann und Uwe Jacobsen konzipiert und realisiert.

Informationsbroschüre zur Ausstellung