05. April 2025
Das Städtische Gymnasium Petershagen feiert in einem Festakt das 100-jährige Bestehen.
Matthias Fabritz: „Willkommen 2025!“
Studie nach dem „Lichtgebet“ (1922) von Hugo Höppener, gen. Findus. Acryl. Din A3. Mischtechnik
Aus der Geschichte der Schule
Neuordnung der regionalen Schullandschaft (1922-1928)
Aufbauklassen (1922)
Aufbauschule (1925)
Deutsche Oberschule (1928)
Aufbaugymnasium (1955)
Gymnasium ab Klasse 5 (1970)
Städtisches Gymnasium (1974)
Die vielschichtige und heterogene Bildungspolitik der Weimarer Republik führte zwischen 1922 und 1928 zu einer schrittweisen Neustrukturierung der Schullandschaft, die besonders durch die Richert’sche Reform von 1924 geprägt wurde. Ziel dieser Reform war die Vereinheitlichung des Schulwesens sowie die Schaffung einer durchlässigeren Schulstruktur. Sie endete bei uns 1928 mit der Anerkennung einer „Deutschen Oberschule in Aufbauform“.
Bereits seit 1922 waren drei sogenannte Aufbauklassen eingerichtet worden, die ab dem 1. April 1925 zur Legitimation einer „höheren Lehranstalt (Aufbauschule) in Entwicklung“ führten. Diese Schulform entstand zeitgleich mit der Schließung des Preußischen Lehrerseminars (1792/1831) sowie der damit verbundenen oder konkurrierenden Einrichtungen – der Präparande (1823) und der Rektoratsschule (1889). Parallel dazu wurde der Bau einer neuen Volksschule (1926) erforderlich, da die Seminar-Übungsschule (1847/1876) die Funktionen der Volks- und Stadtschule übernommen hatte und mit dem Seminar entfiel.
Das Jahr 1925 gilt daher als Beginn der jüngeren Schulgeschichte in Petershagen, obwohl an diesem Standort bereits seit dem 18. Jahrhundert bedeutende Bildungseinrichtungen bestanden und nachfolgten – zuletzt das „Städtische Gymnasium Petershagen“, das am 1. Januar 1974 im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen seine heutige Gestalt annahm.
Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erkannte mit Verfügung vom 2. Dezember 1924 die staatlichen Aufbauklassen in der Provinz Westfalen – darunter auch jene in Petershagen – als „höhere Lehranstalten (Aufbauschulen) in Entwicklung“ an. Das Provinzialschulkollegium Münster sandte am 24. Dezember 1924 eine Abschrift zur Kenntnisnahme nach Petershagen, mit Wirksamkeit zum 1. April 1925.
Der letzte Direktor des Lehrerseminars, Studiendirektor Kurt Bonsac, übernahm zunächst die Leitung und führte die Einrichtung nach der Auflösung des Seminars bis zum 31. März 1926 weiter. Eine eigene Direktorenstelle wurde erst Ostern 1926 geschaffen und dem Germanisten, Historiker und Theologen Dr. Wilhelm Kinghorst (1877-1947) übertragen. Da dieser jedoch noch ein Jahr lang beim Provinzialschulkollegium in Münster tätig war, führte Studienrat Paul Drees die Leitungsgeschäfte. Kinghorst trat sein Amt am 1. April 1927 an.
Mit Ministerialerlass vom 14. Oktober 1925 erhielt die Aufbauschule den Namen „Vormbaumschule“. Namensgeber war Friedrich Wilhelm Vormbaum (1795–1875), ein bedeutender Schulreformer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine Verdienste als Bildungsreformer, Reiseschriftsteller und Historiker sind in Westfalen bis heute nur unzureichend gewürdigt worden. Der Ministerialerlass zur Namensgebung wurde nie aufgehoben. (Uwe Jacobsen, 2025)
(Jac. 5.4.2025)