Es war der 21. Dezember, der kürzeste Tag des Jahres. Er hatte früher seine besondere Bedeutung. Wer an diesem Tag als letzter von den Hausgenossen aus dem Schlaf erwachte, wurde “Thomas-Esel” genannt. In meiner Jugend bin ich selbst häufiger zu dieser Würde gelangt. Auch in den Fabriken und handwerklichen Betrieben der Stadt hat diese Sitte bis zum ersten Weltkrieg bestanden. Auf dem Arbeitsplatz des Zuletztkommenden wurde ein auf Pappe gemalter Esel gestellt, und den ganzen Tag über mußte er sich allerlei Verulkungen gefallen lassen. Vorher aber war er schon von seinen Arbeitskollegen mit Topfdeckeln und sonstigen Radauelementen in Empfang genommen, und unter ohrenbetäubendem Lärm an seinen Arbeitsplatz geführt worden. In einigen Betrieben bekam an diesem Tag jeder Arbeiter einen “Platz”, ein aus Stutenteig gebackenes rundes Gebäck, das mit Zucker bestreut war. (Sauermann 1979)