Als die Ösper ihr altes Bett wieder suchte. Einmal, am 3. August 1909, ist die ruhige Ösper zu einem reißenden Bach mit einem Wasserfall geworden. Es regnete den ganzen Tag, auch nachts. Gegen 6 Uhr morgens hörten die in der Nähe des Hafens wohnenden Leute ein seltsames, unheimliches Tosen und Brausen. Die Ösper stieg bei Reinkings Wiese (wo sich der Bogen der Ösper in die Stadt hinein befindet) über die Ufer und bahnte sich einen Weg durch die Gärten der Sack-, Kirch- und Schulstraßen-Anlieger zum Hafen. Man glaubte, es fahre ein Dampfer auf der Weser. Beim Blick durch das Fenster erkannte man, dass die sonst so friedliche Ösper mit Gewalt ein neues Bett (oder ein altes) suchte und große Wassermengen in den Hafen schleuderte. Ein Stück Boden nach dem anderen riss das Wasser in die Tiefe, auch die großen alten Weidenbäume. Ein etwa 10 m breiter und 8 m tiefer Graben war nun das Bett der Ösper. (Brey, Geschichten, 1989)