Stadtrundgang Petershagen

Station 07 - Präparandenanstalt und Preußenbauten

Das malerische Stadtquartier hinter der Petrikirche, das nach Norden hin leicht zur Öspermulde und zur Wesermarsch abfällt, beherbergt ein Gebäudeensemble, dessen Entstehung in die Epoche der preußischen Restauration fällt. Wir verdanken den Anstoß zur Akzentuierung dieser Gebäude im Stadtbild, ihre Renovierung und einheitliche Farbgestaltung dem ehemaligen Beauftragten für Denkmalpflege in der Stadt Petershagen, Herrn Wilhelm Seele (1929-2019).  

Die Preußische Regierung vereinigte 1819 das Kleine Schullehrerseminar Petershagen mit dem Lehrerseminar Soest. Diese Lücke schloss der Superintendent Romberg 1826 mit der Einrichtung einer behördlich genehmigten, aber privat geführten Vorschule für zukünftige Schulamtspräparanden. Die Petershäger Präparande darf als erste Institution ihrer Art in Preußen betrachtet werden. Sie geht den frühsten Nennungen in der bildungsgeschichtlichen Literatur um ein halbes Jahrzehnt voran. Romberg machte die Fortschritte dieses Instituts in einer kleinen Druckschrift bekannt: Der Zweck der Vorschule ist keinesweges, die Stelle eines Schullehrer-Seminariums zu vertreten, sondern nur, dem Seminarium zu Soest vorzuarbeiten. Es kann und soll nur dahin gearbeitet werden, um die Präparanden in ihren Kenntnissen und Fertigkeiten so weit zu bringen, daß sie allenfalls in die erste Classe der Seminaristen zu Soest aufgenommen und in einem Jahre daselbst fertig werden können.“

Das Ensemble der Preußenbauten im Kirchenviertel der Neustadt. Von links nach rechts im Uhrzeigersinn: Romberg'sche Präparandenanstalt, Freiherr von Vincke'sches Lehrerseminar, Volks- und Rektoratsschule, Pfarrhaus.
  • 1826 läßt Superintendent Romberg neben dem Pfarrhaus eine Ortsschule mit Präparandenanstalt errichten. Das Gebäude besaß bis 1851 Schul- und Seminarfunktion. 
  • 1841 Das Lehrerseminar (II. Standort) eröffnete am 7. Oktober den Seminar-Neubau, das Hinterhaus zur Präparande. Freiherr von Vincke ermöglichte den Bau durch ein „Allerhöchstes Gnadengeschenk“ des preußischen Königs. Als Vincke das neue Gebäude besah, sagte er: „Jetzt hat das Seminar festen Fuß gefaßt, bisher schwebte es zwischen Himmel und Erde.“
  • 1847 Einrichtung einer Seminarübungsschule in der Präparande.
  • 1851 übernimmt die Justizverwaltung das Gebäude. Bis zur Errichtung des Amtsgerichts an der Mindener Straße im Jahre 1913 wird hier Recht gesprochen.
  • 1916 zieht das Bürgermeisteramt ein. Es folgen Einrichtungen der Verwaltung.
  • 1984 Der DRK-Ortsverein Petershagen erwirbt Präparande und Seminar.

  • 2020 Das Gebäude wird renoviert.

Redaktion: Jac (2020)

Station 07 - Präparandenanstalt und Preußenbauten