1385 | Hermann van Oldendorpe verkauft der Bruderschaft 
des Heiligen Leichnams seinen Freihof in Ovenstädt

Die Urkundenüberlieferung des Pfarrarchivs
Die ältesten Dokumente

Zum Bestand des Pfarrarchivs Petershagen gehören 19 Urkunden aus der Spätzeit des Mittelalters. Sie umfassen einen Zeitraum von 200 Jahren. Der mittelniederdeutsche Text der drei ältesten Urkunden ist auf Pergament festgehalten worden.

Textauszug in Gegenwartsdeutsch

Ich bin Hencke von den Bohlen, ein vereidigter und gewählter Richter in Petershagen. Mit dieser Urkunde bezeuge ich öffentlich, dass der Knappe Hermann von Oldendorf zu mir gekommen ist, um eine Beurkundung vornehmen zu lassen. Er teilte mir mit, dass er seinen rechtmäßigen Erbhof mit Zustimmung aller Erben an die Bruderschaft des Heiligen Leichnams in Petershagen verkauft hat. Dieser Hof, zu dem auch ein Stall gehört, liegt in Ovenstädt.

Rembert von Oldendorf, Hermanns Vater, überreichte mir daraufhin einen versiegelten Brief, um den Verkauf durch Remberts Brüder anerkennen zu lassen. Den Brief nahmen nach alter Sitte zuerst Hermann, dann Rembert und schließlich Remberts Bruder nacheinander in Empfang und legten ihn in gegenseitigem Einvernehmen in den Richterhut. Die Brüder ertasteten vor all ihren Erben den Brief im Hut und vollzogen so alles Erbenrecht und alle Eigentumsfragen, die über sie und ihre Erben kommen können.

Der Brief enthielt folgenden Wortlaut: „Ich bin Hermann von Oldendorf, Remberts Sohn, dem Gott gnädig ist, und ich bezeuge allen, die ihn beizeiten lesen, dass ich meinen rechtmäßigen Hof nach vorheriger Zustimmung aller Erbberechtigten unwiderruflich an die Bruderschaft des Heiligen Leichnams verkauft habe, auch als Gewinn für den Altar, der zu Ehren des Heiligen Leichnams geweiht ist. Zur Bewirtschaftung kommen noch ein Stall mit allem Vieh und das Holz, wie es auf den Feldern steht, hinzu. Nach Begleichung aller Zinsforderungen habe ich den Hof für 25 Mark in guten Münzen verkauft. Dieser Betrag genügt mir und bringt einige Zinsen ein. Von Alters her war mein Erbhof ein Freihof, denn er war von allen Abgaben freigestellt, ganz gleich, wer auch immer Forderungen stellte. Für meine Eltern und mich besaßen die Bruderschaft und deren Kaplan schon immer eine große Bedeutung.“

Im Jahre des Herrn 1385, am Dienstag nach Lätare, den 14. März 1385.

Texttranskription: Uwe Jacobsen (2018)
Ausstellung: 400 Jahre Petrikirche Petershagen

Link>> Gestikulierender Richter mit Grafenhut auf gepolstertem Sitz. (Heidelberger Sachsenspiegel, Cod. Pal. germ. 164; fol. 7v)

Die älteste Urkunde aus dem Pfarrarchiv Petershagen befindet sich heute im Landeskirchlichen Archiv Bethel. LkA EKvW 4.10 Nr. 134
400 Jahre Petrikirche Petershagen. Ausstellung der Ortsheimatpflege Petershagen im September 2018.