1704 | Epitaph des Joachim Krüger und der Catharina Stuwitz

Altstädter Epitaphien in der Petrikirche
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Das Epitaph des Joachim Krüger und der Catharina Stuwitz (1,58 x 0,97 x 0,23 m, Bergkirchener Sandstein) erinnert an deren im Jahr 1704 auf dem Altstädter Friedhof bestatteten Kinder Catharina Ilseben, Anna Margreta und Anna Catharina.

Jochem Kruger
Catharina Ilseben 
Stuwitz
Catharina Ilseben . Anna Margreta
Anna Catharina . Dise 3 Kinderen
Liggen Alhi begraben 1704

Der hochbarocke Stein steht mit seinen beeindruckenden und überbordenden Verzierungen am Übergang zum Rokoko, da sich in der Anordnung des Kreuzes eine Tendenz zur Vermeidung von Symmetrien ankündigt. Das krönende Muschelwerk gleicht aber noch der im Barock bevorzugten, symmetrisch ausgebildeten Kamm- oder Jakobsmuschel, dem Symbol der Pilger. Es schließt hier  zwei seitliche Pilasterfriese mit symmetrischen Blumenbändern nach oben ab. Die beiden mit Gesimsen versehenen Kartuschen verzeichnen Stifter und Stiftungsanlass. Die korrespondierenden Initialen treten auf den Schildern der üppig ausladenden Familienwappen hervor. Personalisierte Initialen finden sich oft auf Wappen bäuerlicher oder bürgerlicher Herkunft. Die barocken Schildformen werden von Bügelhelmen mit floraler Helmzier geschmückt. 

Kulturgeschichtlich interessant ist die Abbildung dreier Wickelkinder auf einem Ruhekissen. Am Anfang des 18. Jahrhunderts gehörte es zu den europäischen Gepflogenheiten, Säuglinge mit Decke und Bändern fest zu umwickeln. Vermutlich bezieht sich unser Wort „Windel”, das auf den Wortstamm „winden” zurückgeht, auf die Bänder, mit denen das Bündel zusammengehalten wurde. Man nannte diese Methode der Säuglingspflege, die heute umstritten ist, „Wickeln”, „Faschen” (fascis = lat. Bündel) oder auch „Pucken”. Häufig weisen Krippendarstellungen jener Epoche gewickelte Jesuskinder auf.

Das Feldregister nennt 1748 auch die Familie Krüger. Der Ackerbürger Krüger, Petershagen Nr. 244 (Haus Büsching, Hauptstraße 30), besaß Land „In der Masch”, „Im Altenfelde” und „Auf‘m Hoppenberge”. Sein Grundbesitz war allerdings nicht umfangreich, so dass der barocke Stein in einem gewissen Kontrast hierzu steht. Das Eigentum der Familie scheint aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts Schwankungen unterworfen gewesen zu sein, da die Krügers zeitweilig auch als Besitzer der Häuser Nr. 239 (Haus Giese, Hauptstraße 22) und Nr. 250 (Haus Behrmann, Hauptstraße 29) in Erscheinung traten. 

Die folgende Episode aus der Kirchenchronik mag abschließend aufzeigen, wie eng die Angehörigen dieser Familie mit der Ortsgeschichte verbunden gewesen sind: „Im Januar des Jahres stieg das Wasser [der] Weser beym Losgehen des Eises wieder zu einer beträchtlichen Höhe, doch nicht völlig so hoch als 1795. Ein Postillion der Abends von der Ucht kam und am Zollbrettskamp in den Graben fiel wo er wegen der Schwere seiner Kleidung und weil er ein alter Mann war sich nicht heraushelfen konnte, war in Gefahr zu ertrinken, indem das Waßer der Esper dort alles überschwemmt hatte. Eine Menge Volks die sein Geschrei herbeigerufen hatte, standen diesseit der Brücke und niemand wagte sich hin. Sobald aber der Bürger Friedrich Wilhelm Quesse von Nr. 245 ein rüstiger entschloßner Mann davon hörte,  eilte er zu helfen, und zwey iunge Männer, Glismann und Krüger [!] waren bereit ihm beyzustehen. So rettete er den alten Mann aus dem Waßer, da er schon gantz erstarret war.” (Text: Uwe Jacobsen 2010)