2022 | Arbeitserziehungslager Lahde (1943-1945) - Geländetrassierung

Einer der heissesten Tage des Sommers ging nicht spurlos an den Besuchern vorüber. Der Staub des abgeernteten Ackers haftete auf Schuhen und an der Kleidung. Das Gehen auf dem Gelände gestaltete sich mühsam, war aber jeden Schritt wert, angesichts der Informationen, die Hermann Kleinebenne den aufmerksamen Besuchern vermittelte.

Unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters hatte die Kulturgemeinschaft Lahde mit ihrem Vorsitzenden Karl-Heinz Schwier zu einem Ortstermin auf dem Gelände des “Arbeitserziehungslagers” Lahde (1943-45) eingeladen. Anlass war ein höchst rühmenswertes Projekt der Kulturgemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Drohnengruppe des DRK. In dreitägiger Arbeit hatten die Vereine das Gelände des AEL trassiert, vermessen und dokumentiert, mit dem Ziel, Aufschluss über die Gebäudesituation der Lagereinrichtung zu gewinnen. 

Die Daten für das Vorhaben lieferte Hermann Kleinebenne, der in jahrelanger Detailarbeit, die einem Puzzle glich, die Gebäude- und Baugeschichte des Lagers anhand von Quellen und archäologischen Funden schlüssig und folgerichtig rekonstruierte. Kleinebenne führte im Rahmen des vorläufigen Projektabschlusses die geladenen Gäste – man hatte aus Angst vor Vandalismus auf Öffentlichkeitsarbeit verzichtet – an den 18 Gebäudeteilen des Lagers vorbei und berichtete auf der Grundlage seiner umfangreichen Recherchen von den Funktionen und Besonderheiten der Gebäude. Erst vor Ort werden die Größe des Geländes und die Ausmaße der Gebäude spürbar. In den Arrestzellen des Kesselhauses zeigte sich das Gesicht des NS-Staates anhand dokumentierter Gewalttaten. Hier greift der Begriff einer Topographie des Terrors, die dieses Lager (wie auch die vier weiteren Arbeitslagertypen in Lahde und Petershagen) mit unmenschlicher  Präzision planen und errichten ließ.

Das Vorhaben der Lahder Vereine wartet auf eine Fortsetzung und öffentliche Präsentation. Die Trassierungen wurden am 19. August aufgehoben, um die landwirtschaftliche Nutzung fortzusetzen.  

Uwe Jacobsen, Ortsheimatpfleger (18.08.2022)

Der pensionierte Lehrer und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Nachkriegsgeschichte, Hermann Kleinebenne, berichtet an authentischer Stelle über die Häftlingsbaracken und  den Fund eines erhaltenen Lagerwaschbeckens in Raderhorst. 

Beim genauen Hinsehen entdeckt man die Trassierungen der ehemaligen Lagerbarracken.