2022 | Der Maler Gustav Mennicke (1899-1988)

Gustav Mennicke (1899-1988)
Lebenslauf

1899 – Gustav August Hermann Mennicke wird laut Kirchenbuch Petershagen Bd. 12 am 21. Januar 1899 unter der Hausnummer 258 in Petershagen als jüngstes von drei Kindern geboren. Seine Mutter Marie Charlotte, geb. Rüenbrink, stammt aus Peckeloh bei Versmold, der Vater aus Nietleben bei Halle/Saale. Beide heiraten am 24. Oktober in Versmold. Zum Zeitpunkt der Heirat ist der Vater Metzgermeister in Minden. Die Mutter stirbt am 29. Juni 1899 an einem “Nervenleiden”. Nicht Mennickes Vater, sondern die Ehefrau des Zigarrenmachers Fritz Schütte, Petershagen Nr. 205, zeigt den Tod beim Standesamt Petershagen an. Der Vater heiratet um 1900 erneut; mit Paula, geb. Münker, hat er drei weitere Kinder. Seit 1892 befindet sich seine Schlachterei auf dem Grundstück Flur 4, Parzelle 312 (heute Hauptstraße 4). Die genannten genealogischen Daten wurden anhand der Kirchbücher geprüft. Mennickes Geburtshaus ist nicht in der Hauptstr. 4 zu finden (dies ist die Adresse des väterlichen Betriebs und späteren Wohnhauses), sondern in der Hauptstr. 10, einem ehemaligen Ackerbürgerhaus. Die Ungenauigkeiten in der älteren Sekundärliteratur sind damit korrigiert. 

1905-1913 – Besuch der Seminarübungsschule in Petershagen. Am Standort Petershagen wurde die städtische Volksschule 1876 zugunsten einer Seminarübungsschule, an der angehende Volksschullehrer ihre zukünftige Lehrtätigkeit unter der Aufsicht staatlicher Seminarlehrer erproben konnten, aufgelöst. 

1913-1914 – Der Vater meldet Gustav an der Präparande des Königl.-Preußischen Lehrerseminars in Petershagen an. Die Lehrerausbildung wird nach einem Jahr abgebrochen, da Gustav Kunstmaler werden will.

1914-1917 – Gustav beginnt auf Veranlassung des Vaters eine Lehre in einem Mindener Malerbetrieb und schließt diese als Geselle ab.  

1917-1918 – Soldat im ersten Weltkrieg. Gustav erleidet vor Verdun eine schwere Knieverwundung, die zu einer körperlichen Behinderung führt. Er ist Rentner und bezieht 200 RM im Jahr.

1919-1923 – Studium an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld. Meisterschüler von Ludwig Godewols.

1920-1921 – Erste Aufträge durch den Volksschullehrer Wilhelm Seele in Jössen. 

1922 – Erste Ausstellung im Saal der Gaststätte Traue in Petershagen. Der stellvertretende Direktor des Lehrerseminars, Paul Drees, hält aus diesem Anlass einen Vortrag über Mennicke. 

1923 – Eine zweite Ausstellung findet im Schaufenster des Frisörs Beimfohr in direkter Nachbarschaft zu Mennickes Geburtshaus statt.

1924 oder 1925 – Ein Stipendium führt Mennicke an die Akademie der Bildenden Künste Dresden. Unter seinen Lehrern befinden sich Otto Dix, Otto Gußmann, Ludwig von Hofmann und Robert Sterl. Mennicke ist kurze Zeit Meisterschüler bei Dix.

1928 und 1929 – Mennicke erhält die höchste Auszeichnung der Dresdner Akademie für besondere künstlerische Leistungen. 

1929 – Der Jösser Volksschullehrer Wilhelm Seele unterstützt Mennicke durch Lieferung von Farbe und Papier beziehungsweise durch Erstattung von Kosten. Es entstehen Aquarelle zu Jösser Landschaftsmotiven. 

1930 – Aufenthalt in Berlin. Er teilt seine Wohnung zeitweilig mit Joachim Ringelnatz. Freundschaft mit Emil Nolde. Noldes Haltung zum Nationalsozialismus führt zum Bruch. 

1930 – Heirat mit Dr. Hannah Margarethe Volkmann. Die Familie wohnt mit zwei kleinen Kindern in Berlin.

1930 – Beteiligung an der Dresdner “Gruppe 1930”. 

1932 – Eine vorübergehende Lebensgefährtin, eine jüdische Tänzerin, mit der Mennicke sich zeitweilig in Breslau aufhielt, emigriert unter Anfeindungen nach Amerika.

1934 – Mennicke unternimmt eine mehrmonatige Reise nach Schleswig-Holstein. Aufenthalt bei der “Halliggräfin” Diana Reventlow-Criminil auf Nordstrand und Hallig Südfall.

1935 – Rückkehr nach Berlin. Mennicke verlässt nach einer Wohnungsdurchsuchung durch die Gestapo Berlin und zieht mit der Familie nach Goting auf Föhr.

1937 – In Nieblum wird ein kleines Haus gegenüber der Kirche gemietet.

1937 – Erwerb eines Grundstückes am Rande von Goting auf Vermittlung von Marga Böhmer, der Lebensgefährtin Ernst Barlachs. In zweijähriger Bauzeit entsteht mithilfe des Bauunternehmers Heymann ein Haus nahe der Steilküste, in dem die Familie zurückgezogen lebt. 

1954 – Das Wyker Friesenmuseum stellt einige Aquarelle aus.

1980 – Freunde organisieren im Schloss vor Husum eine Einzelausstellung.

1988 – Mennicke stirbt am 23. Dezember 1988 in Goting auf Föhr.

Projekt-Seite: Version vom 02. August 2022.

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Redaktionelle Texte: UJ
Kirchenbuch-Durchsicht: DK

Petershagen, Hauptstr. 4, Haus Mennicke mit dem väterlichen Schlachtereibetrieb. Das Geburtshaus Gustav Mennickes ist in der Hauptstr. 10 zu finden. Sammlung der Ortsheimatpflege.

Druckgrafik: Klönschnack in Goting (1935)

Petershagen, Hauptstr. 4, Haus Mennicke mit dem väterlichen Schlachtereibetrieb. Das Geburtshaus Mennickes ist in der Hauptstr. 10 zu finden. Sammlung der Ortsheimatpflege.

Jössen. Altes Feld. Schafstall. (1929) An dem Weg von Jössen zur Weserkoppel (heute Kronsbrink) befand sich bis in die dreißiger Jahre ein ,Schafstall”. Er stand in der Nähe des „Petershäger Wegs” und diente als Unterstand für Schafe und Rinder, sowie gelegentlich für Maschinen. Quelle: Fotopostkarte von Enno Seele, Sammlung der Ortsheimatpflege (2017).

Flyer der Ausstellung in Niebüll (2022).

Gustav Mennickes (21.1.1899-23.12.1988) Grabstein auf Föhr. (Foto: VJ)

Literaturhinweise

Wagner, Arfst. Schafe im Nebel. Erinnerungen an den Maler Gustav Mennicke. Tetenhusen, 2021.
Seele, Enno. Der Maler Gustav Mennicke (1899-1988). Ein Augenblick. Vechta: Im Selbstverlag, 2017.
Schulte-Wülwer, Ulrich. Föhr, Amrum und die Halligen in der Kunst. 1. Auflage. Heide: Westholsteinische Verlags-Anst. Boyens, 2003.
Wendt, Heike. Gustav Mennicke 1899-1988. Ölbilder und Grafik. Begleitkatalog zu den Ausstellungen im Schloss vor Husum und im Dr.-Haeberlin-Museum Wyk/Föhr. 1. Auflage. Schriften des Nordfriesischen Museums. Ludwig-Nissen-Haus, Husum, herausgegeben von Klaus Lengsfeld, Nr. 48. Breklum: Breklumer Verlag, 1999.
Volquardsen, Sönnich. Der Maler Gustav Mennicke. Zwischen Eider und Wiedau. Heimatkalender für Nordfriesland, S. 162-165, 1978.