1885 | Preußisches Schulwesen in Petershagen
Lageplan 1885
Die Luftbilder aus den Jahren 1956 (Foto 1 unten) und 1937 (Foto 2 unten) markieren die Standorte der preußischen Bildungseinrichtungen in Petershagen. Die Situation des vierten Seminarstandorts stellt ein Lageplan (oben) dar, der im Architekturmuseum Berlin erhalten geblieben ist. Die Verhältnisse haben sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts kaum verändert. Nur ein Lehrerwohnhaus [7], das an die Ösper [10] angrenzte, wurde 1914 ersetzt [8] und wich 1920 einer Schulhoferweiterung.
Stadtschule [Ziffer 1]
Die Bürger der Neustadt schlossen am 24. Juni 1650 einen Vertrag zur Errichtung einer Schule auf dem Flurstück 259 ab. Der Große Kurfürst steuerte 50 Taler bei. An die Stelle der Stadtschule trat 1834 der Neubau der Zweiten Pfarre. Die Schulaufsicht unterlag bis 1872 dem Ersten Pfarrer [9]. Dieser war von der Reformationszeit bis ins Jahr 1934 amtierender Superintendent.
Erstes Lehrerseminar [Ziffer 2]
Pfarrer Friedrich Gieseler eröfnete am 29. September 1792 das sogenannte Kleine Seminar im damaligen Zweiten Pfarrhaus. Seine Studierstube bot acht bis neun Personen Platz. Die Bemühungen des Pfarrers um die Lehrerfortbildung führten am 19. Juli 1802 zur ersten Lehrerkonferenz im Fürstentum Minden, die in Petershagen stattfand. Das Seminar stellte die Arbeit ein, nachdem es 1819 nach Soest verlegt worden war. Auf der Parzelle 240 erfolgte 1834 ein Neubau der Stadtschule. Das Gebäude beherbergte später eine Präparande, seit 1889 die Rektoratsschule.
Zweites Lehrerseminar [Ziffer 3]
Auf der Wohnstätte Nr. 211 erbaute der Superintendent Ferdinand Romberg 1826 ein privates Schulhaus. Es enthielt unten zwei Räume für die Stadtschule und oben drei Räume für die bereits 1823 eingerichtete Präparande. Es handelte sich um die erste Institution dieser Art in ganz Preußen. Aus ihr ging das Evangelische Lehrerseminar hervor, das am 6. April 1831 die Arbeit aufnahm. Das Gebäude bestand zunächst nur aus dem heutigen Vorderhaus. 1841 fügte man weitere Unterrichtsräume hinzu.
Drittes Lehrerseminar [Ziffer 4]
Nach zwanzigjähriger Lehrtätigkeit zog das Seminar im Januar 1851 in das renovierte Gebäude Nr. 289, den Vethake‘schen Burgmannshof, um. Es beherbergte zu dieser Zeit 36 Seminaristen und den Direktorenhaushalt.
Taubstummenschule [Ziffer 5]
Im Nebengebäude, den Seminar-Realitäten, eröffnete 1851 auch die Taubstummenschule. Hier war zugleich die Seminar-Übungsschule untergebracht, deren Leiter im Obergeschoss wohnte.
Viertes Lehrerseminar [Ziffer 6]
Der repräsentative Neubau, der am 18. November 1885 feierlich eingeweiht wurde, entsprach dem Ausbildungsbedarf an Volksschullehrern in der Wilhelminischen Epoche. Den vorherigen Standort [4] nutzte man als Logierhaus für die Unterbringung der Seminaristen. Seit der Aufösung der Stadtschule 1876 besuchten bis zur Neugründung der Volksschule 1913 alle Schulkinder aus Petershagen die Seminarübungsschule. Sie befand sich im Erdgeschoss des Neubaus.
Abbildung: Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin. Inv. Nr. 33148, Lageplan. Bild-Sammlung der Ortsheimatpflege Petershagen.
(Text: Uwe Jacobsen 2014)